Über den Osterhasen

31.3.2018

Nachdem nun schon wieder 3 Monate seit Weihnachten vergangen sind, wird es Zeit, sich über die nächste Festivität Gedanken zu machen. Jawoll, es ostert und pünktlich zum Karsamstag habe ich mir da so meine Gedanken gemacht:

Nämlich über den Osterhasen – der scheint nämlich ein recht seltsames Tier zu sein. Über seine Entstehung ranken sich ja allerlei Gerüchte. Laut Wikipedia stammt er zum Teil von einem Osterfuchs und zum Teil von einem Osterhahn ab. Wir sollten aber froh sein, daß Hahn und Fuchs sich doch zum Osterhasen weiterentwickelt haben, denn einen Osterfuchs hätte das Seuchenamt ganz sicher schon wegen der Tollwutgefahr verboten, und Hähne gibt es ja eigentlich keine mehr, denn alle Brathühner, die in der Tiefkühlung auf Käufer warten, sind ja weiblich…  – Die Frage, wie Fuchs und Hahn einen Hasen hervorbringen konnten, beschäftigt wohl Evolutionsbiologen wie Fetischisten gleichermaßen, doch die detaillierte Betrachtung dieser Frage würde wohl die Grenzen der Jungendfreiheit sprengen.

Anders als der Weihnachtsmann, der sich  Ho-hooo brüllend von möglicherweise betrunkenen Rentieren über den Himmel ziehen lässt, macht der Osterhase erst mal weniger Lärm, das macht ihn schon mal viel symphatischer. Der Osterhase kommt heimlich, still und leise und hinterläßt keine Spuren. Allerdings muss der arme Hase die vielen Eier vorher selbst bemalen, diese dann verteilen und außerdem noch verstecken, nicht einfach nur abwerfen wie der Weihnachtsmann seine Pakete. Noch nie hat man von bunten Eiern gehört, die durch den Kamin gekullert wären. Wenn dann der Kamin noch dazu beheizt würde (was bei den winterlichen Temperaturen in diesem Jahr durchaus wahrscheinlich wäre), gäbe es zu Ostern Unmengen verkohlter Eier mit bunten Schalen drin. Weil also der Osterhase schlau zu sein scheint, verteilt er die Eier einfach in den Gärten und überläßt den Leuten selbst das Suchen. Weil es zu Ostern auch oft noch recht kalt ist, besteht auch nicht die Gefahr, daß Millionen  nicht gefundener Eier in der Sonne vergammeln und die Umwelt mit dem Mief fauler Eier belasten. Daß es stinkt, das kriegen die Menschen ja auch ohne Osterhasen ganz wunderbar hin, dazu braucht es nun wirklich keine Ostereier.

Weiters muss man dem Osterhasen zu Gute halten, daß er weit weniger Mist hinterläßt, als der Weihnachtsmann. Dessen Geschenke sind ja bekannterweise alle schön verpackt, meist in doppelt mit Kunststoff beschichtetem Glanzpapier, also Sondermüll, der nach 3 Stunden im Container landet und nach 6 Wochen im Meer schwimmt. Des Osterhasen Eier sind immerhin fast a la nature, nur ein wenig bemalt, und das meist mit Biofarben, also weit weniger bedenklich. Da hat das Lebensmittelamt schon sein Auge drauf, die Behörden lassen es sicher nicht zu, daß wir mit synthetischer Giftfarbe belastet werden. Über die Lebensmitteltauglichkeit von Eierfarben gibt es sicher eine 150 Seiten lange EU Verordnung in 27 Sprachen, die nachzurecherchieren mir aber zu mühsam war. Wenn wir also davon ausgehen, daß der Osterhase ein gesetzestreuer Nager ist, dann können wir die Eier unbedenklich essen, auch wenn sie uns schon nach einer Woche zum Hals heraushängen. Dieses Schicksal teilen sie übrigens mit den Weihnachtskeksen.

Was den Osterhasen auch sehr viel symphatischer macht ist die Tatsache, daß er in der Werbung nicht schon 6 Wochen vor dem Termin durch die Medien stolpert, sondern erst einige Tage davor. Irgendwie hat es die Konsumgüterindustrie trotz aller Bemühungen noch nicht geschafft,  Ostern im gleiche Maße zu kommerzialisieren, vielleicht weil die Menschen in der relativ kurzen Zeit nach Weihnachten noch von dem Trubel übersättigt sind. Und Ostern auf den Sommeranfang zu legen, dazu hat wohl nicht einmal die Geschenkelobby die Macht. Wenigstens etwas, das eine Lobby niemals zustande bringen wird…

Am Ende haben der Weihnachtsmann und der Osterhase einige Gemeinsamkeiten: von beiden gibt es unzählige Schokoversionen in allen Größen, und beide läuten den Beginn einer Jahrezeit ein. Glücklicherweise ist es beim Osterhasen aber der Frühling. Vielleicht ist mir persönlich der Osterhase auch deswegen sehr viel symphatischer.

Die Frage, woher denn der Osterhase alle die vielen Eier her hat, wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben: Muss er die alle selber legen?

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